
Pflegefamilien übernehmen eine wertvolle und herausfordernde Aufgabe: Sie bieten Kindern, die aus schwierigen Verhältnissen kommen, ein sicheres und liebevolles Zuhause. Doch mit dieser Aufgabe geht oft eine große emotionale Belastung einher – insbesondere die Angst vor der Rückführung des Pflegekindes in die Herkunftsfamilie.
Eine tiefe Bindung mit ungewisser Zukunft
Viele Pflegeeltern bauen eine enge Bindung zu ihrem Pflegekind auf. Sie begleiten es durch schwierige Zeiten, helfen ihm, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten, und schenken ihm Stabilität. Diese Bindung ist essenziell für die Entwicklung des Kindes, kann jedoch zur Quelle großer Sorgen werden. Denn das Ziel des Jugendamtes ist es in vielen Fällen, das Kind langfristig wieder in die Herkunftsfamilie zurückzuführen – sofern dies möglich ist und das Kindeswohl nicht gefährdet wird.
Pflegeeltern wissen oft von Anfang an, dass die Unterbringung möglicherweise nur vorübergehend ist. Dennoch wird diese Realität in vielen Fällen zur emotionalen Zerreißprobe, wenn eine Rückführung tatsächlich bevorsteht. Die Angst, das geliebte Kind wieder abgeben zu müssen, ist allgegenwärtig.
Wann kommt es zur Rückführung?
Die Entscheidung zur Rückführung eines Kindes wird vom Jugendamt und gegebenenfalls vom Familiengericht getroffen. Dabei spielen verschiedene Faktoren eine Rolle:
• Stabilisierung der Herkunftsfamilie: Wenn die leiblichen Eltern nachweisen können, dass sie ihr Leben wieder geordnet haben und für das Kind sorgen können, wird eine Rückführung angestrebt.
• Elterliche Erziehungsfähigkeit: Ist die Erziehungsfähigkeit der Eltern wiederhergestellt oder verbessert, wird eine Rückkehr geprüft.
• Wohl des Kindes: Die Rückführung darf nicht dem Wohl des Kindes widersprechen. Psychologische Gutachten und Berichte der Pflegeeltern fließen oft in die Entscheidung ein.
Der Prozess ist schrittweise angelegt. In vielen Fällen gibt es zunächst begleitete Besuchskontakte, dann unbegleitete Treffen, bis hin zu Probewochenenden, um das Kind langsam wieder an die Herkunftsfamilie zu gewöhnen.
Emotionale Belastung für Pflegefamilien
Die drohende Rückführung kann bei Pflegeeltern starke Ängste und Sorgen auslösen:
• Verlustängste: Viele Pflegeeltern empfinden ihr Pflegekind wie ihr eigenes Kind. Die Vorstellung, es wieder abgeben zu müssen, ist oft herzzerreißend.
• Sorge um das Kindeswohl: Nicht selten bestehen Zweifel, ob die Herkunftsfamilie wirklich in der Lage ist, das Kind gut zu versorgen. Die Angst, dass es dort erneut Vernachlässigung oder Gewalt ausgesetzt sein könnte, ist groß.
• Gefühl der Ohnmacht: Pflegeeltern haben meist wenig Einfluss auf die endgültige Entscheidung. Dies kann das Gefühl verstärken, der Situation hilflos ausgeliefert zu sein.
Wie können Pflegeeltern mit der Angst umgehen?
Es gibt verschiedene Wege, um mit dieser emotionalen Herausforderung umzugehen:
1. Austausch mit anderen Pflegeeltern: Selbsthilfegruppen oder Online-Foren können helfen, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
2. Psychologische Begleitung: Beratung oder Therapie kann helfen, Ängste zu verarbeiten und einen möglichen Abschied besser zu bewältigen.
3. Enge Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und Tröger: Ein offener Dialog mit Fachkräften kann helfen, besser informiert und vorbereitet zu sein.
4. Akzeptanz und Fokus auf das Wohl des Kindes: So schwer es fällt – letztendlich geht es darum, was für das Kind das Beste ist. Manchmal bedeutet das auch, loslassen zu müssen.
Fazit
Die Angst vor der Rückführung ist eine große emotionale Belastung für Pflegefamilien. Doch letztendlich geht es darum, was für das Kind langfristig die beste Lösung ist. Pflegeeltern leisten einen wertvollen Beitrag, indem sie Kindern ein liebevolles Zuhause auf Zeit bieten oder auch für immer.
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