
In diesem Beitrag möchten wir mit Ihnen über ein Thema sprechen, dass uns in unserem pädagogischen Arbeitsalltag oft vertraut ist. Die Frage danach wie viel ein Kind braucht. Und damit meinen wir nicht die Liebe, welche ein Kind erhalten sollte, sondern wie viel es an Spielzeug, Unterhaltung, Medien und Aktivitäten braucht, um hinsichtlich seiner Entwicklung gut gefördert und gefordert zu sein. Vor weg: Oft ist weniger mehr!
Wer kennt diese Bilder nicht? Das völlig überfüllte Kinderzimmer, der völlig überfüllte Terminplaner und/oder das Kind im dauerhaften Medienkonsum. Diese Bilder begegnen uns im Alltag, bei Freunden oder Verwandten oder vielleicht sogar zu Hause. Kinder die vor Unmengen an Spielzeug nicht wissen womit sie zuerst spielen sollen. Terminkalender, die von der Schule zum Musikunterricht oder Sport hetzen, anschließend Nachhilfe und abends noch Hausaufgaben. Morgens schon vor dem Kindergarten oder der Schule an den Fernseher, das Handy oder Tablett immer dabei und im Dauereinsatz, bis abends die Toniebox in den Schlaf begleitet. All diese Dinge hören sich alleine schon viel an, kommen häufig aber auch in Kombination im Leben von Kindern vor.
Bevor wir nun weiter auf die Folgen und unsere pädagogische Handlungsempfehlung eingehen, möchten wir betonen, dass es nie um Ausnahmesituationen geht! Es geht in diesem Beitrag nicht um das Handy, dass nach einem harten und langen Tag beim Zähneputzen aushilft oder ähnliches. Wir reden über einen dauerhaft bestehenden Zustand, der bewusst von Erziehungsberechtigten geschaffen wurde und aufrechterhalten wird.
Hand in Hand mit solch zahlreichen Übereizungen können auch Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern auftreten. Dabei gibt es zwei Ausprägungsrichtungen in den sich diese Auffälligkeiten meist bewegen: Impulsives Verhalten oder hoch angepasstes ruhiges Verhalten. Aber wo liegt genau die Ursache? Natürlich lässt sich diese Frage im Rahmen eines solchen Beitrages nur grob beantworten. Für konkrete Handlungsanleitungen und Beurteilungen der Situation bedarf es eine Berücksichtigung der genauen Umstände von Kindern und ihren Eltern.
Aber was ist nun eigentlich das Problem? Das Problem liegt in der völligen Reizüberflutung und dem durchgetakteten Alltag der Kinder, der keinen Raum mehr zum freien und fantasievollen Spiel lässt. Kinder Spielen von Baby an und bis mindestens zur Pubertät ist dieses Spiel ein ganz elementarer Lernbereich. In diesem werden motorische, sensorische, kommunikative, soziale und emotionale Fähigkeiten erworben und verfeinert. Es ist heute schon normal Kinder von Baby an voll zu packen. Hier ein Spielzeug, da eine Spielgruppe, eine Schwimmkurs, Babymassage, dort noch Babysprachkurs und vieles mehr. Und oft ändert sich das nicht. Die Kinder kommen in den Kindergarten und in die Schule, die Aktivitäten nehmen zu, das Spielzeug wird immer und immer mehr. Aber muss das so sein? Fördern wir Kinder damit besser?
Die klare Antwort auf diese Frage ist: NEIN! Kinder brauche kein Dauerprogramm, weder an Aktivitäten noch medial oder beim Spielen. Weniger Spielzeug ist nicht schlimm! Es fördert die Kreativität und ermöglicht überhaupt das alles auch zum spielen genutzt wird. Natürlich ist es nicht schlecht Kinderlieder laufen zu lassen oder den Kindern mal ein wenig Fernsehen zu erlauben, aber nicht in jeder freien Minute des Tages. Kinder können diese Flut an visuellen Reizen gar nicht verarbeiten. Unser Gehirn ist nach PC – Spielen oder Filmen noch gut eineinhalb Stunden mit der Verarbeitung der Bilderflut beschäftigt. Die Kinder finden schlecht zur Ruhe oder in den Schlaf. Sie verlernen sich mit sich selbst und Material zu beschäftigen. Auch ständige Termine zu irgendwelchen Verabredungen und Kursen sind nicht notwendig. Selbstverständlich sind Spielkontakte schön und wenn Kinder Nachhilfe brauchen, um Schulstoff zu begreifen ist das nicht falsch. Auch die punktuelle Förderung von Interessen und Hobbys ist nichts Schlechtes und dient der Entfaltung der Persönlichkeit.
Wichtig hierbei: Nicht jeden Tag und vor allem bitte immer am Interesse des Kindes orientiert.
Kinder brauchen Pausen, Freiräume und Ruhe. Sie lernen und verarbeiten in der Zeit, sind kreativ und entdeckende Welt auf ihre Art. Wir sollten immer versuchen Kindern diesen Raum zu geben und Interessen in einem angemessenen Rahmen zu fördern ohne zu Überfordern. Wie genau die Folgen solcher Überforderungen aussehen können, erklären wir Ihnen im kommenden Beitrag.
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