In den vergangenen Beiträgen haben wir immer wieder auch das Thema Emotionen und Wichtigkeit einer gesunden Beziehung zu Emotionen aufgegriffen. Heute möchten wir einen Schritt zurückgehen und klären, war genau unter Emotionen verstanden wird und wie sich Emotionsregulation entwickelt und was sie so wichtig für eine gesunde psychische Entwicklung macht.
Was genau sind eigentlich Emotionen? Emotionen sind komplexe Muster körperlicher und mentaler Reaktion auf externe oder interne Stimuli, die bestimmte Verhaltenstendenzen nach sich ziehen. Sie manifestieren sich auf drei Ebenen und ergeben in der Gesamtkomposition einen emotionalen Ausdruck. Die Ebene des Körpers steuert Gesichtsausdruck und den körperlichen Zustand der Emotion, die Ebene des Verhaltens die motorischen Reaktionen und Handlungstendenzen und die Ebene der Kognition steuert das subjektive Empfinden, die Emotionsregulation und die individuelle Bewertung der Emotion. Aus diesen drei Komponenten entsteht der gesamte emotionale Eindruck eines Menschen.
Aber welche Emotionen empfinden wir als Menschen überhaupt? Emotionen sind sehr vielfältig und es gibt unzählige davon, allerdings gibt es eine Hand voll Emotionen, die wir sozusagen als „Basisemotionen“ bezeichnen könnten. Sie sind ganz fest an Handlungstendenzen gekoppelt und bilden das emotionale Grundgerüst, aus dem sich alle weiteren komplexeren Emotionen ableiten.
Ekel → Vermeidung
Angst → Flucht
Wut → Überwindung
Trauer → Rückzug
Freude → Annährung
Überraschung → Abwarten
Emotionen zeigen wird schon von klein auf. Das Spektrum an verschiedenen Emotionen ist dann zwar noch sehr klein und sehr zweckmäßig gehalten, aber wir erleben Emotionen von Anfang an. Wir lächeln und weinen und schreien. Später entwickeln sich unsere Emotionen weiter. Sie werden vielschichtiger und komplexer. Wichtigste Voraussetzung für komplexere Emotionen ist die Wahrnehmung der eigenen Identität. Sie ermöglicht das Empfinden von Gefühlen wie Scharm oder Schuld. Zudem erhalten Emotionen immer mehr Ausdruck und wir lernen mit ihnen umzugehen. Eine der wohl bekanntesten Phasen für das Lernen von Emotionsregulation ist die Trotzphase. In ihr lernen wir vor allem mit Frust umzugehen und starke negative Emotionen wie Wut zu regulieren.
Aber was genau ist damit gemeint „Emotionsregulation“? Als Emotionsregulation definieren wir die Fähigkeit eines Individuums eigenes emotionales Erleben zu beeinflussen und zu kontrollieren. Dabei umfasst diese Regulation nicht nur das tatsächliche emotionale Erleben (Angst, Wut…), sondern auch die emotionsbezogene Kognition (Gedanken...), emotionsbezogene physiologische Prozesse (Zittern, Erröten…) und emotionsbezogene Verhaltenstendenzen (Konfrontation, Vermeidung …). Wie Sie sehen, ist die Regulation von Emotionen eine komplexe Entwicklungsaufgabe, die es zu meistern gilt. Sie dauert bis in unsere späte Jugend hinein an und durchläuft verschiedene Phasen. Zuerst werden unsere Emotionen extern reguliert durch Bezugspersonen, später lernen wir immer mehr unsere Emotionen selbst zu regulieren. Wir entwickeln Strategien zur Regulation und werden immer besser darin angemessene Handlungsstrategien für Emotionen anzuwenden.
Aber was macht nun die Rolle der Bezugspersonen in diesem Zusammenhang so wichtig? Sie sind die ersten „Werte“ die wir zu Emotionsregulation erhalten, weil sie die ersten sind, die unsere Emotionen als Baby regulieren. Sie geben uns eine Vorstellung von „guten“ und „schlechten“ Emotionen, leben vor wie auf Emotionen reagiert werden kann und wie einzelnen Emotionen zu bewerten sind. Bezugspersonen legen das Fundament auf den das Individuum seine eigene Emotionsregulation aufbaut und beeinflussen damit maßgeblich, wie gesund oder ungesund die Basis ist.
Wie Sie sehen sind Emotionen und der Umgang mit ihnen fundamental für unsere Entwicklung, die über einen großen Zeitraum unsere ersten Lebensjahre andauert.
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