Einleitung
Wie bereits im Artikel „Ein Pflegekind kommt selten alleine“ angesprochen, ziehen Pflegekinder nicht nur mit ihren sieben Sachen, sondern auch in den meisten Fällen mit einem kleinen unsichtbaren Rucksack voll mit Gepäck in die Familien ein. Dabei gibt es Päckchen, die häufiger auftauchen als andere und die zum Teil mit sehr ähnlichen, aber auch ganz unterschiedlichen Herausforderungen einhergehen. In diesem und den nachfolgenden Beiträgen wollen wir Sie daher an die Hand nehmen und Ihnen zu den bekanntesten und häufigsten Päckchen etwas berichten. Dies kann Ihnen helfen, sich eine bessere Vorstellung davon zu machen, was es bedeutet, ein Pflegekind aufzunehmen und wie das Zusammenleben mit diesem aussehen kann. Vielleicht finden Sie auch Ideen und Anregungen für Ihre eigene Lebenssituation mit Pflegekind oder können aus unseren Schilderungen einen kleinen inneren Frieden finden, dass das, was Sie zu Hause mit Ihrem Pflegekind erleben, völlig normal ist!
Die Bedeutung von Traumata bei Pflegekindern
Eines der wohl größten Themen bei der Aufnahme und dem Zusammenleben mit einem Pflegekind ist die große Frage nach dem Trauma oder den Traumata, die das Pflegekind in seinem kleinen unsichtbaren Rucksack dabeihat. Es betrifft fast ausnahmslos alle Pflegekinder, da auch eine Inobhutnahme im Säuglingsalter schon eine traumatische Erfahrung sein kann. Je älter das Pflegekind bei Aufnahme in die Pflegefamilie und je mehr es in seinem Herkunftssystem erlebt hat, desto höher ist das Risiko für erlittene Traumata. Wir empfehlen daher, nach einigen Monaten der Eingewöhnung in der Pflegefamilie, Pflegekinder entsprechenden Stellen vorzustellen und eine ausführliche Diagnostik zu machen. Sie liefert Antworten zur Ausprägung, Art und zum Teil auch zur Ursache von Traumata und bietet die Möglichkeit, das Pflegekind bestmöglich bei der Bewältigung zu unterstützen. Gleichzeitig bietet es Raum für professionelle Begleitung und Anleitung der Pflegeeltern.
Was ist ein Trauma?
Aber was ist ein Trauma eigentlich? Als Trauma bezeichnen wir im Allgemeinen die psychologische Folge eines gravierenden Erlebnisses, an dem wir aktiv oder passiv beteiligt waren, und das auf einer ganz instinktiven Bewusstseinsebene (Angriff, Flucht oder Einfrieren) eine nicht bewusst kontrollierbare Reaktion auslöst, die sich nachhaltig in uns einbrennt und auswirkt. Traumata koppeln sich oft an Verhaltensmuster und/oder psychische/körperliche Reaktionen, die durch sogenannte „Trigger“ ausgelöst werden. Unser Gehirn versucht mit diesen Mustern unser Überleben in der Extremsituation zu sichern und ruft diese immer wieder ab, wenn es an den Auslöser erinnert wird. Dies kann überschaubare, aber auch massive Folgen für das Leben der betroffenen Person haben.
Die Auswirkungen von Traumata im Alltag eines Pflegekindes
Traumata sind unheimlich komplex. Sie verändern Gehirnstrukturen, spalten bestimmte Erinnerungen aus unserem aktiven Gedächtnis ab und nehmen unterbewusst auf ganz viele Dinge in unserem Alltag Einfluss. Dabei lässt sich nie sagen „das ist definitiv ein Auslöser für ein Trauma“, da Menschen so individuell sind, dass für jeden andere Erfahrungen traumatisch sein können oder auch nicht. Auch sehen die Folgen von Trauma nie gleich aus, selbst dann nicht, wenn verschiedene Menschen das gleiche Trauma erlebt haben.
Mögliche Reaktionen auf ein Trauma können sein: dissoziative Zustände, Angstzustände, Panikattacken, aggressives Verhalten, Einnässen/Einkoten, gestörtes Schlafverhalten, Veränderungen des Sozialverhaltens, Essstörungen und/oder mangelhafte Hygiene. Es gibt noch vieles mehr, was Traumata verursachen können, aber dies sprengt den Rahmen eines solchen Beitrages.
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