top of page

Wenn die Seele leise zerbricht – kindliche Schizophrenie als mögliche Traumafolge bei Pflegekindern

  • Autorenbild: Indigo
    Indigo
  • vor 3 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit
ree

Stell dir ein Kind vor, das schon in seinen ersten Lebensjahren Dinge erlebt hat, die kein Mensch erleben sollte: Vernachlässigung, Gewalt, vielleicht sogar Missbrauch. Manchmal sind es auch „nur“ stille Wunden – das Fehlen von Zuwendung, Wärme und Sicherheit. Viele Pflegekinder tragen genau solche Lasten mit sich. Sie kommen in eine neue Familie, und obwohl sie äußerlich zur Ruhe kommen, kämpfen sie innerlich oft mit unsichtbaren Narben.

Manche dieser Kinder entwickeln Verhaltensweisen, die zunächst schwer zu verstehen sind: Sie ziehen sich zurück, hören Stimmen, wirken, als lebten sie in einer anderen Welt. Für Pflegeeltern ist das oft zutiefst beunruhigend – die Frage taucht auf: Könnte mein Pflegekind schizophren sein?


Was Schizophrenie im Kindesalter bedeutet

Schizophrenie ist eine der schwersten psychischen Erkrankungen. Normalerweise bricht sie im Jugend- oder Erwachsenenalter aus, doch in seltenen Fällen zeigen Kinder schon sehr früh Symptome. Dazu gehören Wahnvorstellungen, Halluzinationen oder ein merkwürdig wirkendes Denken und Verhalten.Bei Kindern ist das besonders schwer zu erkennen. Denn auch gesunde Kinder leben in einer Welt voller Fantasie und Unsichtbarem – wer von uns hat nicht als Kind imaginäre Freunde gehabt? Umso wichtiger ist ein genauer Blick, wenn die Grenze zwischen Fantasie und Realität zu verschwimmen scheint.


Trauma als unsichtbarer Brandherd

Pflegekinder haben fast immer traumatische Erfahrungen hinter sich. Diese Traumata wirken wie ein unsichtbarer Brandherd in der Seele: Sie glimmen, auch wenn von außen alles ruhig aussieht. Manche Kinder reagieren mit Ängsten, andere mit Wut, manche mit Rückzug. Und manchmal äußert sich das Trauma in Symptomen, die auf den ersten Blick wie Schizophrenie wirken: Stimmen hören, Verwirrung, Abspaltungen von der Realität.Die Forschung zeigt, dass frühe Traumata tatsächlich das Risiko erhöhen können, psychotische Symptome zu entwickeln. Heißt das, jedes Pflegekind mit schlimmer Vergangenheit wird schizophren? Nein. Aber: Wer schon eine seelische Verletzlichkeit in sich trägt, kann durch die Belastungen der Vergangenheit eher in eine schwere Erkrankung hineingezogen werden.


Die Sicht der Pflegeeltern

Für Pflegeeltern ist es ein Drahtseilakt. Sie sehen ihr Kind leiden, spüren die Distanz, erleben vielleicht Wutausbrüche oder verstörendes Verhalten. Hilflosigkeit macht sich breit. Oft steht die Angst im Raum: Schaffen wir das?Es ist wichtig, diese Gefühle ernst zu nehmen – und gleichzeitig zu wissen: Ihr seid nicht allein. Pflegekinder brauchen Menschen, die an ihrer Seite bleiben, gerade dann, wenn sie am schwersten zu verstehen sind.


Was Kindern jetzt wirklich hilft

Ob es sich um eine kindliche Schizophrenie oder um Traumafolgen handelt – in beiden Fällen gilt: Kinder brauchen sichere Beziehungen. Pflegeeltern können nicht alle Wunden heilen, aber sie können etwas sehr Wertvolles schenken: Verlässlichkeit, Wärme und Geduld.Hilfreich ist es, gemeinsam mit Fachleuten einen Weg zu gehen:


  • Traumatherapeutische Begleitung kann helfen, die Vergangenheit zu sortieren.

  • Medizinische Abklärung gibt Sicherheit, ob es sich um Schizophrenie handelt oder nicht.

  • Aufklärung und Austausch mit Fachkräften und anderen Pflegeeltern stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.

  • Ein Netzwerk aus Jugendhilfe, Schule, Psychiatrie und Familie sorgt dafür, dass niemand mit der Last alleinbleibt.


Ein kleines Licht der Hoffnung

So schwer das Thema ist: Kinder sind erstaunlich widerstandsfähig. Mit der richtigen Unterstützung können selbst tief verletzte Seelen wieder Vertrauen fassen. Nicht immer verschwinden die Symptome, doch oft gewinnen Kinder ein Stück Lebensfreude zurück, wenn sie erleben: Da ist jemand, der bleibt. Egal, wie chaotisch es in mir aussieht.


Fazit

Kindliche Schizophrenie ist selten, aber sie kann auftreten – gerade bei Kindern, die schon früh traumatisiert wurden. Doch noch wichtiger als die Frage nach der genauen Diagnose ist der Blick darauf, was das Kind jetzt braucht: Sicherheit, Halt und Menschen, die nicht weglaufen. Pflegeeltern sind hier keine „Therapeuten“, sondern Anker. Und manchmal reicht genau das, um das innere Chaos ein Stück erträglicher zu machen.

 

 
 
 

Kommentare


bottom of page